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freilauf — Magazin für Fahrradkultur - Ausgabe 2021

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Wenn man dem bekannten Spruch "Aller guten Dinge sind drei" Glauben schenken kann, dann dürfte unsere dritte Ausgabe des Magazins "freilauf" wieder gut ankommen. Wir haben eine bunte Palette an Themen, Bildern, Inspirationen gesammelt und freuen uns, einmal mehr viele Künstler und ihre Werke rund ums Fahrrad vorstellen zu dürfen.

Nachdem ich mein Rad

Nachdem ich mein Rad also bereits vorgestellt hab, kommen wir kurz noch zu mir: Ich bin Tobi aus dem Schwabenländle. Seit knapp zehn Jahren hat mich nun schon das Radreise Fieber gepackt. Kaum hatte ich meine erste 2.000 KilometerTour in der Tasche, war es während der Sommermonate fortan wahrscheinlicher, mich irgendwo in Südwesteuropa auf dem Sattel anzutreffen, als in meinen eigenen vier Wänden. Meine dritte große Radreise stand schließlich unter dem Motto „Jakobsweg auf Abwegen“. Der Titel ist mir damals einfach so zugeflogen. Ich hatte mir vorgenommen, endlich einen ordentlichen Reiseblog zu erstellen, und da braucht eine Reise eben auch eine fesche berschrift. Den Titel fand ich sehr passend, denn selbst wenn ich mir als Ziel Santiago de ompostela gesteckt hatte, würde mich der Weg dorthin unter anderem auf dem amino del Norte sicherlich oft von der OriginalRoute wegführen und über ein paar Straßen leiten vor allem in Anbetracht des schwer bepackten Fahrrads. Stellenweise ist das Gelände dann doch etwas zu unwegsam für ein simples Tourenrad. Alfred hat es in dieser Hinsicht zwar faustdick hinter den Lenkerhörnchen, aber ich wollte eben auch ein bisschen Strecke machen. Zudem waren meine Beweggründe für die Reise nicht wirklich religiöser Natur. Es ging mir um die spirituelle Erfahrung, die sportliche Herausforderung und den Anreiz, Spanien mal von einer anderen Seite kennenzulernen. Die Vorbereitungen starteten, der Blog wurde erstellt, der Job gekündigt, das meiste Euipment war eh schon vorhanden und im Juni 201 war es dann soweit. Insgesamt hatte ich für die Reise ein halbes Jahr angesetzt. Was danach kommt, würde sich ergeben. nd wer weiß, vielleicht würde auch ich eine Weisheit aus dem Abenteuer ziehen können, wie schon viele andere ilger vor mir. Die Streckenplanung war klar und gleichermaßen dem Zufall überlassen. „Von Deutschland bis Südfrankreich“, so nannte ich den ersten Abschnitt meiner Reise. Da ich diesen Teil der Tour bereits früher mal mit dem Rad befahren hatte, war ich sehr gespannt, was die nunmehr bekannte Strecke für berraschungen für mich bereit halten würde. nd davon gab es einige, schließlich befand ich mich auf dem Jakobsweg. „Gastfreundschaft“ ist immer ein sehr groß geschriebenes Wort auf dem amino. Vielleicht ist es das Ziel Santiago, bei dem die Leute hellhörig werden, vielleicht ist es der Spirit des Radreisens, vielleicht ist es eine Aura, die dich als Alleinreisenden umgibt, vielleicht ist da auch noch ein bisschen mehr. Ich war edenfalls nicht selten fasziniert von dem Vertrauen, das mir auf dem Weg entgegengebracht wurde, und dabei wussten die meisten Menschen in dem ersten Moment noch nicht einmal, dass ich ein ilger bin. In Frankreich erfreute ich mich der Einladung in das Dachgeschoss einer Bar, um dort die Nacht zu verbringen ein Gewitter war im Anmarsch. Revanchieren konnte ich mich mit meiner Hilfe bei dringend benötigten Renovierungsarbeiten. Tags darauf traf ich eine mir hektisch zuwinkende Frau am Straßenrand. Zuerst dachte ich, sie hätte eine Autopanne. Dann verstand ich: Sie wollte mir in ihren eigenen vier Wänden eine Bleibe für die Nacht anbieten und mich zum Essen einladen. Ich hatte in keinster Weise damit gerechnet oder danach gefragt. Dementsprechend überrascht und auch ein wenig skeptisch hatte ich reagiert. In Spanien eröffnete sich mir ein Schlafplatz im Garten eines älteren Ehepaars, genau da, als ich ihn am meisten brauchte: Die Nacht brach herein und keine Herberge war in Sicht. Dafür gab es einen grandiosen Blick auf den Atlantischen Ozean inklusive Sonnenuntergang und Gartendusche. Schließlich war da noch der kleine Hinterhof eines Gehöfts in Asturien. Ich war eigentlich nur auf der Suche nach einem kleinen Snack, aber mich erwartete eine ganze ilgerschar unger Leute, ein Festmahl, Gitarrenmusik und Sidra en masse. All das gegen den vertrauensvollen Wunsch einer einfachen Spende. Wer emals Filme über den Jakobsweg gesehen oder Bücher darüber gelesen hat, dem kann ich versichern:

Das ist kein HollywoodKitsch oder irgendwelche Schönmalerei, das passiert wirklich und es hinterlässt einen bleibenden Eindruck. In Frankreich sattelte ich im Tal der Ardche kurzerhand auf ein Kaak um, denn wer sagt, dass man sich als ilger nicht auch mal etwas treiben lassen darf. Selbst wenn das Kaak in der Liste der akzeptierten Verkehrsmittel für die ilgerreise noch keinen latz gefunden hat, eine ilgerurkunde gab es trotzdem. Etwas später auf meiner Reise Santiago und das Ende der Welt waren bereits erreicht, stellte ich mich der Herausforderung, die Sierra Nevada zu überueren. Das Motto „Abwege“ traf auch hier voll ins Schwarze, denn mit einem schwer beladenen Tourenrad auf Wanderwegen einen .000er zu bezwingen ist kein leichtes nterfangen. Aber, wie ich herausfand, absolut möglich. Ein Abenteuer im Abenteuer war es allemal. Meine Streckenplanung während der gut fünfeinhalb tausend Kilometer passte ich unterwegs immer wieder neu an meine Bedürfnisse oder Interessen an. Funny Fact: Während meines Rückwegs auf dem gut freuentierten amino Francs begegneten mir eden Tag ein paar ilger, die mich mit lauten Rufen und fuchtelnden Händen darauf aufmerksam machten, dass ich offensichtlich in die falsche Richtung fahre Santiago läge in der anderen. Auf dem letzten Teil meiner Tour entschied ich mich, Spanien entlang der Mittelmeerküste im Landesinneren zu erkunden. Ich kann es nur edem empfehlen, mal einen Abstecher dorthin zu wagen. Es gibt viel zu entdecken: Die Sierra Espua, das abo de Gata, die Alpuarras zusammen mit der Sierra Nevada, die Stauseen zwischen Granada und Sevilla und noch vieles mehr. Mein finales Ziel setzte ich schlussendlich in diz, eine der schönsten und authentischsten Städte Spaniens, eine der ältesten Europas zugleich. Dort blieb ich fast einen ganzen Monat, ehe ich mich zum Ende meiner Reise hin doch noch in Richtung Kanaren aufmachte, dieses Mal mit der Fähre. Bilder & Text: To b ias Traunec k er 89

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