Text und Bilder: Achim Schmidt RADFAHREN IN DER KITA Mit Laufrädern lernen Kinder das Radfahren heute deutlich früher als noch vor 20 Jahren. Dreijährige Kinder können meist schon radeln, der Altersmittelwert liegt nach einer Untersuchung der Deutschen Sporthochschule Köln bei etwa vier Jahren. Dieses Alter liegt etwa zwei Jahre vor dem Lernalter mit Stützrädern, das in den Übergang Kita/Schule oder sogar vollständig in die Schulzeit viel. In vielen Familien kommen die Kinder erst in der dritten, meistens jedoch erst in der vierten Klasse wieder in Kontakt mit dem Radfahren. Das ist aufgrund der veränderten Voraussetzungen viel zu spät für eine nachhaltige und effektive Mobilitätserziehung. In diesem Artikel lernen Sie, was für das Radfahren in der Kita wichtig ist. Weitergehende Informationen finden sich auf der Projekthomepage: www.radfahreninderkita.de Was liegt also näher, als schon im Kindergarten Laufrad und Rad zu fahren. Der Aufwand und Platzbedarf ist gering und die Eltern unterstützen das Radfahren. Nicht nur Koordination, Ausdauer und Reaktion lassen sich mit dem Fahrrad exzellent schulen, sondern auch soziale Kompetenzen wie Kooperation, Kommunikation und faires Gruppenverhalten. Fahrradfahren erlangt auch aus gesundheitlicher Perspektive einen immer größeren Stellenwert. Kinder für das Radfahren zu begeistern ist nicht schwer und eine wirksame Möglichkeit, die tägliche Bewegungszeit zu steigern, Übergewicht zu bekämpfen und die Gesundheit zu verbessern. Aber auch positive Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten und die Umwelt sprechen für das Fahrrad als attraktives Fortbewegungsmittel. Doch leider gibt es bislang nur in wenigen Kitas wirkliches Fahrradtraining. Das wundert auch nicht, denn die Erzieherinnen sind für diese Form der Verkehrserziehung bislang nicht ausgebildet. So geht ein Fahrradtraining bislang auf Eigeninitiative von radbegeisterten Erzieherinnen zurück. Nachfolgend sollen die Rahmenbedingungen für ein Fahrradtraining in Kitas beleuchtet werden. Dabei steht vor allem das Thema Sicherheit im Vordergrund. Übungsplatz/Gelände Als Übungsgelände eignen sich asphaltierte und glatt gepflasterte Flächen innerhalb und außerhalb der Kita. Auch der abgesperrte Parkplatz der Kita eignet sich für das Radfahren mit der 012
Gruppe. Autos dürfen auf dem Übungsplatz nicht fahren und am besten auch nicht parke, es muss sich also um einen richtigen Schonraum handeln. Die Größe des Platzes ist abhängig von der Gruppengröße. Für zehn Kinder reicht ein Platz von ca. 20 x 10 m aus, um die meisten der in der nächsten Ausgabe vom scoolbikes Magazin vorgestellten Übungen und Spiele durchzuführen. Es muss kein asphaltierter oder gepflasterter Platz sein, feiner Schotter oder andere wassergebundene Flächen funktionieren auch gut, sogar kurz gemähter Rasen funktioniert. Nur Schotterflächen (grob) eignen sich nicht, da die Kinder mit den kleinen Radgrößen hier sehr schnell wegrutschen und stürzen. Gruppengröße Eine Gruppengröße von acht bis zwölf Kindern hat sich als ideal herausgestellt. Bei dieser Kinderzahl kommt eine wünschenswerte Gruppendynamik auf, Spielformen können gut durchgeführt werden, aber die Gruppe bleibt noch überschaubar. Auch die Arbeit mit einzelnen Kindern ist bei kleinen Gruppen noch möglich. Solche Gruppen können alleine, besser jedoch zu zweit angeleitet werden. So bleibt mehr Raum für individuelle Förderung. Je nach Kitagröße werden mehrere Übungsgruppen eingeteilt. Der Entwicklungstand der Kinder ist dabei das Haupteinteilungskriterium, weil eine homogenere Gruppe besser mit spezifischen Übungsaufgaben versorgt werden kann als eine sehr heterogene Gruppe. Sobald sich die Kinder mit einem Rollgerät (Roller, Laufrad, Fahrrad) bewegen können, sollten sie an dem Trainingsprogramm teilnehmen. Altersgemischte Gruppen machen Sinn, wobei man darauf achten sollte, dass insbesondere die schon sehr gut radfahrenden Kinder nicht in einer Gruppe mit den absoluten Anfängern auf dem Laufrad oder Fahrrad zusammen üben. Gemeinsam: Laufräder und Fahrräder Laufräder, Roller und Fahrräder können und sollten grundsätzlich gemeinsam genutzt werden. Alle Übungsformen und Spiele können mit diesen Rollgeräten durchgeführt werden. Kindern mit Fahrrad, die noch nicht oder nur sehr unsicher fahren können, werden die Pedale abmontiert. Damit haben sie ein großes Laufrad mit Bremse (-n) auf dem sie das Radfahren sehr schnell erlernen. Auf Stützräder sollte grundsätzlich verzichtet werden, da sie das Festigen des Gleichgewichtsgefühls beim Radfahren verhindern. In Absprache mit den Eltern sollten in diesen Fällen Stützräder entfernt werden und zunächst die Pedale am Rad abgeschraubt werden. Sicherheit geht vor Das Rad- und Laufradfahren auf dem Kitagelände im Schonraum ist grundsätzlich ein sicherer und idealer Einstieg in die Fahrradpraxis. Hier können sogar komplexe fahr- und verkehrstechnische Situationen und Anforderungen auf dem Kitagelände realisiert werden, indem Grünflächen und weitere Elemente in die Fahrflächen miteinbezogen werden. Mit einer geschickten Streckenplanung außerhalb der Kita lassen sich sogar kleine Radtouren unter Einbeziehung von Bürgersteigen, Fußgängerwegen, Radwegen, Feld- und Waldwegen sowie Parks und Parkplätzen realisieren, die keinerlei Gefährdungspotenzial für eine Kitagruppe darstellen. Die Streckenlängen betragen selten mehr als ein bis fünf Kilometer. Auch eine mehrfach zu befahrende Runde eignet sich gut. 013
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