INTERVIEW: ANDREAS BURKERT Wer mit Jonas Deichmann über einen ausgefeilten Ernährungsplan sprechen möchte, erfährt, dass auf seinen extrem langen Abenteuern vor allem die Kilokalorienzahl stimmen muss. Jonas, manche schaffen nicht mal die drei Kilometer mit dem Rad morgens zur Arbeit, Du aber radelst mal spontan von Portugal nach Sibirien. 14 000 Kilometer in zwei Monaten. Warum machst Du sowas? Das Abenteuer reizt mich. Ich mach sowas nicht für den Rekord. Ein neuer Rekord ist für mich einfach nur ein Bonus, eine Bestätigung für die harte Arbeit. Und natürlich belohnt mich das Erlebte. Wenn ich morgens aus dem Zelt krabbele, weiß ich genau, heute ich werde was erleben, was ich nie zuvor erlebt habe. Und am Ende eines Tages kann ich eine Menge toller Geschichten erzählen. Und das jeden Tag aufs Neue. Neben sportlichen Titeln, müsstest Du auch als Meister des Bikepackings nominiert werden. Denn alles was Du auf solchen Touren benötigst, hast Du am Mann beziehungsweise am Fahrrad. Danke für den Titel. Ich lebe seit Jahren sozusagen auch auf dem Fahrrad. Mit der Zeit stellt sich eine Routine ein, wie ich meine Sachen packe. Das Wichtigste zuerst: Weniger ist dabei immer mehr. Allerdings mit dem Konflikt zwischen Komfort und Gewicht zu hadern. Bei mir verliert Komfort leider immer. So schneide ich etwa meine Zahnbürste in der Mitte durch. Trotz aller Routine, Du planst Deine Reisen schon ausführlich? Auf jeden Fall. Ich schau zuerst, in welche Länder ich geh, was ich dort zu erwarten habe, was es dort gibt. Finde ich etwa Fahrradläden, Ersatzteile et cetera. So bin ich auf meinen Touren durch Afrika natürlich wesentlich besser ausgerüstet als bei Touren durch Europa, wo ich alles bekomme. Das Packen aber ist Routine. Ich habe in der Regel drei Fahrradtaschen dran, und für jede Sache gibt es einen genauen Ort. Je nachdem wo Du den Schwerpunkt auf dem Rad haben willst, welche Teile Du schnell erreichen willst oder musst und welche Dinge Du nur am Abend benötigst, wenn Du zeltest. Nach dem Deutschland-Triathlon folgt jetzt ein Triathlon rund um die Welt. Das ist eine ganz andere Hausnummer? Fotos: David Saintyves, Pal Laukli, Markus Weinberg, Kevin Merrey 24
ISS, WAS IMMER DU FINDEST! Die 14 000 Kilometer von Portugal nach Sibirien bezeichnet Jonas Deichmann als das bisher kleinste Projekt. Andere Touren erstrecken sich mitunter auf über 50 000 Kilometer. Im Interview erzählt er uns nun von einem Abenteuer, das alles bisher Erdenkliche in den Schatten stellen wird. Etwa von seiner geplanten Weltumrundung, laufend, schwimmend und mit dem Fahrrad. Alles was er benötigt, verstaut er dazu in nur drei Fahrradtaschen. Der Kopf muss sich erholen, erzählt uns Jonas Deichmann. Während seiner Touren plant der Extremsportler keine Regenerationspausen ein – außer einem kurzen Nickerchen, wie hier auf seiner Cape2Cape-Tour. »Ich plane keine Ruhetage ein« Der Deutschland-Triathlon war für mich ein Training, eine Vorbereitung für das große Abenteuer. Seit vielen Jahren habe ich den Traum, einmal die Welt zu umrunden, ohne dabei ins Flugzeug steigen zu müssen. Du willst also die Welt laufend, schwimmend und mit dem Fahrrad umrunden? Ja und zwar in der Triathlon-Disziplin von München nach München. Das entspricht im Übrigen der 120-fachen Ironman-Distanz. Die erste Station ist Rijeka, Kroatien, die ich von München aus mit dem Fahrrad erreichen möchte. Dort angekommen, schwimme ich die 500 Kilometer lange Küste entlang bis nach Dubrovnik. Dann geht’s wieder aufs Fahrrad, quer durch Asien bis nach Shanghai. Den Pazifischen Ozean werde ich allerdings per Segelboot überqueren – rüber nach San Franzisco. Von dort aus laufe ich quer durch die USA bis nach New York, steig dort wieder ins Segelboot mit Ziel Portugal. Die letzte Etappe bis nach München sitze ich dann wieder auf meinem Rad. Klingt schlüssig, wird aber keine Tour für ein paar Wochen? Sofern es keine Grenzschließungen gibt oder aber andere unerwartete Ereignisse auftreten, dürfte ich es innerhalb eines Jahres schaffen. Und kannst Du mir etwas über das Rad erzählen? Vor allem hinsichtlich Ergonomie? Immerhin wirst Du darauf mehrere Monate verbringen. Gerne. Um das perfekte Fahrrad für mich zu finden, habe ich in den vergangenen Jahren sehr viel experimentiert. Letztendlich habe ich mich für ein GravelBike aus Titan entschieden, einem Curve GRX. Habe allerdings darauf geachtet, dass es vor allem mit Standardkomponenten aus- 25
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